Festkonzert am 28. August 2010

Wagners Ring schließt sich

„Ein musikalisches Vorspeisenbüffet eröffnet die neue Saison der Staatsoper Hannover”, titelte Rainer Wagner am 30. August in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung.

Diese junge Tradition ist lieb und teuer, aber der Aufpreis ist für eine gute Sache: für die Stiftung Staatsoper Hannover. Diese kann, wie Vorstand Manfred Bodin in seinem Grußwort betonte, mittlerweile auf gut 700.000,- Euro Stiftungskapital zu greifen. Es hat sich einiges getan, seit vor fünf Jahren erstmals Musiknoten in Banknoten umgewechselt wurden, um die damals neue Stiftung zu unterstützen. Kein Wunder, dass auch Staatsopernintendant Michael Klügl hörbar guter Dinge ist: Großes steht bevor. Und die Zeichen stehen gut – wie zu hören war.

Natürlich ist Richard Wagners „Ring des Nibelungen”, der sich mit den Premieren von „Siegfried” und „Götterdämmerung” schließen wird, ein Schwerpunkt der neuen Saison. Und so sicher Robert Künzli das Schmiedelied des Siegfried stemmt und seine Halbtante Brünnhilde als „Heilige Braut!” anschmachtet, muss man um den Helden keine Sorge tragen. Johannes Preißinger übte als Mime schon mal die „Zwangvolle Plage”. Dass auch das Orchester eine Hauptrolle spielt, ließ Siegfrieds Rheinfahrt erkennen, die Generalmusikdirektor Wolfgang Bozic sicher an allen Stromschnellen vorbeiführte. Dieses Stück war auch vor fünf Jahren schon zu hören, damals ohne das Wortspiel von Rheinfahrt und Reinfall, mit dem Chefdramaturg Ulrich Lenz seinen Ruf als launiger Moderator festigte.

Doch nicht nur das große Weltendrama und der Weltuntergang, sondern auch die kleinen Tragikomödien des (Liebes-)Lebens finden in dieser Spielzeit auf der Opernbühne Platz, was die anderen Musikbeispiele belegten. Ivan Repusi? ließ die Ouvertüre zu Mozarts „Die Entführung aus dem Serail” blitzen. Philipp Heo deutete an, dass er seinen Belmonte noch vom Musterknaben zum Liebhaber entwickeln kann. Ania Vegry wird wohl keine soubrettenhafte Blonde werden. Und Shavleg Armasi lässt als Osmin die Augen und die tiefen Töne rollen: Mehr wissen wir dann Anfang Oktober.

Dass man sich auf Verdis „Falstaff” freuen kann, machten Stefan Adam als feister Lebemann und Brian Davis als eifersüchtiger Mr. Ford deutlich. Der Vergleich zwischen Stefan Adam und dem Stargast Bryn Terfel dürfte spannend werden: So sicher ist der Ausgang des Vergleichs nämlich nicht.

Kaum einen Vergleich muss auch Sung-Keun Park scheuen, der als Tonio in Donizettis „La Fille du Régiment” ein Feuerwerk der Spitzentöne zündete. Neun hohe Cs scheinen ihm ebenso wenig auszumachen wie seinen berühmteren Kollegen Luciano Pavarotti und Juan Diego Flórez. Aber auch Nicole Chevalier als umworbene Regimentstochter ist ein Grund, die konzertante Aufführung dieser Oper zu vorzumerken, die auch dann Toshiaki Murakami leiten wird.

Mit Prokofieffs „Liebe zu den drei Orangen” stellte sich der neue Kapellmeister Siegmund Weinmeister vor: ein Mann der guten Laune und der klaren Aussprache. Er ließ den berühmten Marsch, den auch Musikfreunde kennen, die noch nie etwas von dieser Oper gehört haben, mit Schmackes servieren.

Als Stargast war die französische Mezzosopranistin Sophie Koch verpflichtet, für sie sprang kurzfristig die Amerikanerin Katharine Goeldner ein. Weil beide Namen eher etwas für Kenner sind, war der krankheitsbedingte Austausch nicht weiter dramatisch. Zumal der Auftritt als Rosenkavalier ebenso überschaubar war wie die Briefarie der Charlotte aus Massenets „Werther”. Wahrscheinlich hätte Camille Saint-Saens’ „Dalila” ihr mehr gelegen, doch mit warm timbrierter und kraftvoller Stimme machte sich Katharine Goeldner stark für die französische Oper. Und da gibt es im Repertoire der Staatsoper durchaus noch ein paar Lücken …


Pressekontakt